Freitag, 29. Oktober 2010

Zwischen Sonne und Halbmond

Dieses Jahr war ich also zum dritten Mal in der Türkei. Viele fragen mich - z.T. geradezu ungläubig - was genau es mir so angetan hat an diesem Land.
Zunächst einmal denke ich, dass es grundsätzlich kaum sachliche Argumente dafür gibt, warum man sich in ein Land und seine Leute, Lebensart oder Farben verliebt. Wenn sich jemand in einen Menschen oder einen Hund, oder meinetwegen auch Handtasche vernarrt, lässt sich das auch nur in den seltensten Fällen rational erklären.
Eines ist mir diesmal dennoch klar geworden. Ein Grund für meine Liebe zur Türkei und zu den Türken ist weniger spezifisch (manche würden sagen: verschroben) als die Verbindung, die ich zwischen Japan und der Türkei spüre, und die auch jeder den ich getroffen habe, der beide Nationen kennt, bislang bestätigt hat. Es ist viel mehr die Tatsache, dass es für mich das nächst mögliche "Asien" ist, das ich von Deutschland aus haben kann. Japan ist so weit weg und all das was dazwischen liegt kenne ich nicht und existiert mehr oder weniger nur in meiner Vorstellung. Deswegen suche ich dort auch immer, anders als die meisten Turkophilen, nicht den "Zauber des Orients", sondern die Mongolen, die Pferde, die Steppen, die Weite. Also das, was für mich "Asien" bedeutet.

Donnerstag, 19. August 2010

Sometimes happy, sometimes sad

Ich habe Berlin ja wirklich gern. Hier sind Dinge möglich, die es anderswo in Deutschland nicht gibt - positiv wie negativ. Heute war wieder mal so ein Tag, an dem ich dieser Stadt nichts abgewinnen konnte.
Wenn man morgens zwei S-Bahnen verpasst, weil die BVG-Automaten a) kryptisch sind ("Okay, anscheinend GIBTS einfach keine WOCHENkarten.") und b) 300 Jahre zum Ausdrucken von vier Fahrscheinen brauchen ... und wenn dann ein besoffener Italiener samt Bierflasche in der Hand in Bühnenlautstärke einen Typen volllabert ... wenn daneben noch ein Kind rumplärrt ... und schließlich fünf Leute meinen, es sei eine gute Idee mit Fahrrad S-Bahn zu fahren und auch allesamt in den selben Wagen zu steigen ... Ja. Dann denke ich wieder über den schmalen Grat zwischen "freilebig" und "asozial" nach. Und dass von beidem echt genug vorhanden ist hier, so schönschrecklich das auch ist.

Donnerstag, 22. Juli 2010

Highlight des Tages

Gestern war ich auf dem Heimweg vom Postbesuch in einem der gefühlt 300 Spätis in meiner unmittelbaren Umgebung. Der indische Besitzer – in Friedrichshain scheint es einfach keine Türken zu geben – begrüßte mich mit „guten Taaaag, schöne Fraauuu!“. Er wiederholte das „schöne Frau“ während meines anderthalbminütigen Eiskaufs noch dreimal, fügte in die Hymne noch meine bunte Blumenbrosche ein und setzte zum Abschied mit „WIRKLICH schöne Frau“ noch mal einen oben drauf.
Das war das Highlight meines Tages. (Es war mal wieder Heimarbeit angesagt.)
Was sagt das uns? „Ich werde alt bzw. langsam echt eine oba-san“? Oder „mein Alltag ist armselig“? Oder beides? (Uaaaaaahh!)
Wie gut, dass mich gleich am nächsten Tag folgende Meldung gerettet hat:
„Einer Studie zufolge sind Frauen, die das 31. Lebensjahr erreicht haben, auf dem Höhepunkt ihrer Schönheit angelangt.“
Der Mann hatte also Recht.
Und: Ich will nix hören von „dann geht’s ab jetzt ja abwärts“.

Mittwoch, 14. Juli 2010

WM 2010 - Zwischenbilanz V, over and out

E. Sonstiges → Männer & Schlussbilanz

In jeder Zeitung, Sendung, sonst was ist sie alle WM-Jahre wieder am Start: die Liste der Top-Spieler aus der Sicht der Frauen. Grauenhaft. Als würden Frauen nur aus diesem einen Grund Fußball gucken. Was’n Blödsinn. Liebe Leute! So was wie die Spiele URU-FRA (0-0) oder JPN-PAR (120 min 0-0 auf Drittliganiveau) erträgt niemand freiwillig. Selbst dann nicht, wenn elf Roque Santa Cruzes gegen Johnny Depp, George Clooney und Robert Pattinson spielen würden!
Klar guckt man sich den einen oder anderen Spieler genauer an. Es sind ja nun mal keine Kühlschränke, die da auf dem Platz stehen. Aber es ist definitiv nebensächlich.
Nun gut, was soll’s. Hier also die Kategorie „Perfekte Manndeckung“, „Lizenz zum Trikottausch“, „Immer ein Volltreffer“ oder wie die ganzen miesen Frauenzeitschriftsüberschriften heißen. Und nebenbei kann ich so auch die Schlussbilanz ziehen, schließlich ist die WM vorbei.. Allerdings ließ sich auch hier ein ganz klarer Qualitätsverlust beobachten. Gerade die Italiener enttäuschten auch in diesem Punkt extremst (Paolo, dove sei?!).

1. Philipp Lahm (GER)
Mal ehrlich: Wem geht eigentlich NICHT das Herz auf, wenn der strahlt? Und seine Wimpern! Sie werfen SCHATTEN! Hallo?! Gehört aber definitiv in die Abteilung „Haustier/ Kuscheldecke“.
2. Diego Forlán (URU)
Ein Mann, ein Name. Ein Gesicht und ein Körper wie aus Lysipps Hand. Wenn sein Stern weiter so steigt, ist er irgendwann jedoch nicht bei Madam Tussaud’s, sondern in der Antikenabteilung des Pergamonmuseums zu sehen. Dass seine Augen mit der uruguayschen Trikotfarbe harmonieren, ist ebenso von Vorteil wie sein niedliches Englisch. Zudem wurde er völlig zu Recht zum „Spieler des Turniers“ gewählt (sein 2-1 im Spiel gegen Deutschland – unvergesslich) – Erfolg macht einfach sexy!
3. Mesut Özil (GER)
Gib mir ein Ö! Auf den ersten Blick keine Schönheit – ihm werden Augen wie Schildkröten etc. nachgesagt. Aber dann, diese eleganten, federleichten Bewegungen, diese Pässe, und das Strahlen nach einem erfolgreichen Tor/Assist ... das hat schon was. Allerdings spricht er wie ein Türsteher aus Gelsenkirchen. Was auch schon wieder nett ist.
4. Serdar Tasci (GER)
Jaaaa, okaaaay, ich habe eine Schwäche für türkische Männer, bzw. eine bestimmte Sorte davon. Schade nur, dass er erst im Spiel um Platz 3 für eineinhalb Minuten zum Einsatz kam. Derweil muss man eben mit seiner BOSS-Werbung bei Douglas vorlieb nehmen ... woo-hooo!
5. Jesús Navas (ESP)
Wie konnten wir (= Muttern, Kollegin und ich) DEN die ganze Zeit übersehen?! Erst bei seiner Einwechselung im Finale entdeckt. Also, diese Augen ... hat nicht nur die weiblichen Zuschauer, sondern auch die holländische Linksverteidigung in Ohnmacht gestrahlt, schließlich lief’s nach seiner Einwechslung deutlich besser für die Spanier. Sein Alter von 25 Jahren macht Hoffnung auf ein Wiedersehen 2012 und 2014.
6. Enrique Vera (PAR)
Typ Fernfahrer/ Fußballer der alten Schule, die Sorte also, die heutzutage seltener über den Platz schleicht. Exoten haben einfach ihren ganz eigenen Reiz.
7. Iker Casillas (ESP)
Klar, er sieht schon ganz gut aus. Doch allein dafür, dass er dieser WM den Telenovela-Moment bescherte, muss man ihn lieben. Als Iniesta in der 116. Minute das Siegtor machte, blieb er fast regungslos in seinem Kasten stehen, schlug die Handschuhhände vors Gesicht – und fing an zu schluchzen. Vier Minuten später, als alle Spanier (hatten die auch einen Kader von 23?? Ich hatte das Gefühl, da waren mindestens 100 von denen auf dem Platz?) übereinander herfielen, musste San Iker, inzwischen hemmungslos heulend, getröstet werden. Und dann … ja, dann kam der Kuss aller Küsse: Seine Freundin, TV-Reporterin und ebenfalls völlig aus dem Häuschen, versuchte ihn möglichst nüchtern zu interviewen. Als er dann seiner Freunde und Familie gedachte, fing er schon wieder an zu flennen. Kurzerhand, als eine Art Übersprungshandlung, riss er seine Sara an sich und gab ihr, vor laufender Kamera, einfach einen dicken Knutscher auf den Mund. Ein großer „Oooooooooh“-Seufzer dürfte über die iberische Halbinsel geschwappt sein.
Sonderpreis: Paul (ENG bzw. GER (eingebürgert))
Er ist der beste Orakelkrakel der Welt und einfach total süß. Und vermutlich schlauer als die meisten der hier erwähnten Kicker. Paul for President!

P.S.: Irgendwie finde ich es jetzt peinlich, dass der Eintrag zu diesem Thema am längsten geworden ist. Grrr!
P.P.S.: Also noch ein Wort zum Finale: Es war das zweitschlechteste Finale (nach 2006). Unglaublich, was diese Kung-Fu Holländer und der blind-taube Schiedsrichter einem da zugemutet haben. Iniestas Tor war wirklich eine Erlösung – und der Beweis dafür, dass es doch einen (gerechten) Gott des Fußballs gibt.

Dienstag, 13. Juli 2010

WM 2010 - Zwischenbilanz IV

D. Ultrazeitlupen

Wer hat diese überflüssigen Ultrazeitlupen irgendwelcher Großaufnahmen erfunden?? Es kann doch eigentlich nur die FIFA sein, oder? Als (normalerweise) gutaussehender Kicker würde ich diese Aufnahmen verbieten. Ein Iker Casillas, nun wirklich ein schnuckliger Typ, sieht nun mal total beknackt aus, wenn man ihn mit 50 oder mehr Bilder pro Sekunde beim erleichterten Ausschnauben zeigt. Aber das hat ja wenigstens einen minimalen Unterhaltungswert, wohingegen ich auf die Erkenntnis, dass bestimmte Fußballschuhe anscheinend sieben Paar Schnürsenkellöcher haben, durchaus verzichten kann. Vor allem dann, wenn dadurch die Fußballrechte auch nur 2 Euro billiger werden.

Freitag, 2. Juli 2010

WM 2010 - Zwischenbilanz III

C. Kommentatoren, Moderatoren, Dilettanten

Kaum zu glauben, aber es gibt etwas, das die Leistung der Schiedsrichter sogar noch unterbietet: die Kommentatoren & Moderatoren.
Gut. Frau Müller-Hohensteins „innerer Reichsparteitag“, den Miro Klose ihrer Meinung nach abgehalten hat nach seinem ersten Tor, ist zu genüge diskutiert worden. (Es gibt einfach Dinge und Ausdrücke, die man nur vor seinen restlichen sechs Persönlichkeiten ausspricht.) Aber auch sonst mussten sich die Zuschauer selten so viel verbalen Dünnschiss reinziehen. Schade, dass bislang kein Kameramann oder sonst wer auf die Idee gekommen ist, private Vuvuzelas mitzubringen um damit wahlweise im Studio Party zu machen um die Scheiße zu übertönen oder den Flachpfeifen selbige in den Allerwertesten zu schieben.
Das gilt übrigens für alle drei WM-Sender. Wer noch das möchtegern spontane Gekabbel von Netzdelling lustig findet, dessen Humor will ich nicht kennenlernen. Und etwas Drögeres und Dämlicheres als die Kombi KMH und Kahn hat das ZDF selten zu bieten. Nur sehr, sehr schwer einzugestehen, aber lediglich RTL bietet ein wenig Unterhaltung mit der Spaßkombi Jauch & Kloppo, wenn auch die intellektuelle Note des Fußballs nicht so ganz durchkommt. Und auch wenn Klaus Veltmann und Klinsi nicht so wirklich die talentiertesten Kommentatoren sind, sei es nun wegen Formulierungsproblemen (Veltmann) oder wegen der natürlichen Voraussetzungen (Klinsis Piepsestimme): RTL hat's wenigstens mal kapiert, wie viel eine live-Übertragung gewinnt, wenn es zwei Mannen kommentieren. Wie es in nahezu allen anderen Fußballnationen übrigens seit Jahrzehnten gang und gebe ist.
Am schlimmsten sind diese unsäglichen Länderklischees. Das hat einfach nichts mit Journalismus zu tun und sollte dorthin, wo’s hingehört, also an den Stammtisch (oder in Facebook, dem Stammtisch 2.0). Nein, das was Argentinien da veranstaltet ist kein „Tango von Johannesburg“, dafür ist ihre klare Führung weder dramatisch noch traurig genug. Und jeder, der noch mal was von der „asiatischen Zurückhaltung und Höflichkeit, die sich in ihrem Fußball widerspiegelt“ faselt, kriegt von mir die Fresse poliert und anschließend einen unerträglichen Vortrag über die sogenannte „asiatische“ Mentalität. All dieses „Fado gegen Flamenco!“, „So ärgert sich ein Samurai!“ „Dieser Sieg ist so essentiell wichtig für Afrika!“ –Gequatsche zeugt von hochgradigem Dilettantismus, den wir leider auch noch mit unseren Gebühren finanzieren dürfen.
P.S. :Angesichts des Argentinienspiels morgen: Wenn noch EINE journalistische Instanz, ob nun n-tv, dpa oder WTF, die Argentinier als „Gauchos“ bezeichnet, reiche ich eine Klage wegen Volksverhetzung ein. Oder schlage vor, künftig konsequent die Niederländer als Tulpenk(n)icker, die Brasilianer als Sambahaxn und die Deutschen als Wurschdflanker zu bezeichnen.

Donnerstag, 1. Juli 2010

WM 2010 - Zwischenbilanz II

B. Schiedsrichter

Tja, die Schiedsrichter … Waren die schon immer so schlecht? Oder waren es nur ein paar Ausreißer, die zufällig geballt auftraten? So oder so ist es äußerst ärgerlich – und unsinnig, wenn in dem einen Spiel im Minutentakt Karten verteilt werden, in einem anderen in der 85. Minute zum ersten Mal nach dem Karton gekramt wird. „Gleiche Voraussetzung für alle“ sieht definitiv anders aus. Um es mit den Worten von Neuseelands Kapitän Ryan Nelsen zu sagen: „Wenn das die besten Schiedsrichter sind, die die FIFA zu bieten hat, will ich die schlechten gar nicht sehen.“
Erst bei dem Spiel GER-ENG wurde klar, dass alles nur einem höheren Zweck diente: Die Nichtanerkennung des 2-2 Ausgleichtores von Lampard, das blöderweise niemand gesehen hat, machte endlich die „Rache von Wembley“ möglich, nach der die Deutschen seit 44 Jahren getrachtet hatten.
Um keinen Preis würde ich mit den Unparteiischen tauschen wollen. Jeder (einigermaßen Vernünftige) weiß, dass sie unter einem unvorstellbar hohen Druck stehen und ganz bestimmt ihr Bestes geben. Dennoch: Die Anzahl der irregulären Abseitstore, die meist spielentscheidend waren, tun wirklich weh und hinterlassen einen bitteren Nachgeschmack.
Und, wer weiß - vielleicht gibt es 2014 den Videobeweis oder den Chip im Ball? Oder wir gucken die Spiele alle eh nur noch per i-podpadbook und google-earth, sodass wir, die Fans alles unter Kontrolle haben? Zu wünschen wäre nichts davon. Denn Fußball ist die schönste und irrationalste Hauptsache der Welt!

Mittwoch, 30. Juni 2010

WM 2010 - Zwischenbilanz

Heute ist der erste Tag ohne Fußball, seit die WM in Südafrika vor zweieinhalb Wochen begonnen hat. Zeit also für einen kleinen Rückblick – portionsweise. DAS sind die Themen:

A. Vorrunde
B. Schiedsrichter
C. Kommentatoren
D. Ultrazeitlupen
E. Sonstiges

A. Vorrunde

Es war wohl die lahmste Vorrunde der vergangenen Jahre, denn:
1. Noch nie zuvor waren so wenige Tore gefallen als alle Mannschaften jeweils einmal angetreten waren.
2. Echte Kracherbegegnungen wie früher England vs. Portugal fehlten. Und wenn es mal so etwas wie Portugal vs. Brasilien gab, endeten die Spiele null-null. Die einzige Mannschaft, bei der das Zuschauen Spaß machte, war – man kann es kaum glauben – Deutschland. (Das 7-0 von Portugal gegen Nordkorea zählt nicht. Wenn Spieler im Training gegen Plastikhütchen spielen, findet das ja auch keine Sau spannend.) Allenfalls Spanien konnte da zwischenzeitlich mithalten.
3. Echte Überraschungsmannschaften fehlten ebenso. Von Ghana abgesehen versagten mal wieder sämtliche afrikanischen Mannschaften, und die Slowakei ist nur weitergekommen, weil es die schwächste Gruppe war und Italien so bodenlos grottig, dass gegen die Azzurri wohl selbst Liechtenstein gewonnen hätte. Und wer denkt, Uruguay sei eine Überraschung, hat seine Hausaufgaben nicht gemacht.
Der einzige Grund, warum zum Schluss der Gruppenphase doch noch ein wenig Spannung in die Veranstaltung kam, war die Tatsache, dass erst 2 Teams (ARG und NED) sich bereits nach zwei Spielen für das Achtelfinale qualifizieren konnten. Sprich, bei fast allen Teams ging es im letzten Gruppenspiel um alles oder nichts – so ja auch Schland. Und das sagt wiederum was über das Niveau des dargebotenen Fußballs aus …

Donnerstag, 17. Juni 2010

Spooky, 8: Schiffe und meer

Die Tradition des Schiffnamenlesens und (innerlich) -notierens wird auch in Berlin fortgeführt, wenn auch hier größtensteils nur Ausflugsdampfer unterwegs sind. Dementsprechend wenig abwechselungsreich sind die hiesigen Namen. Jedenfalls werde ich verfolgt: Seit ein paar Wochen sehe ich permanent - auf dem Weg von der oder zur Arbeit, abends am Strand - die Jolle "Monbijou" der Sternschiffahrt Berlin. Das Kuriose ist vor allem, dass das Teil mir hauptsächlich donnerstags begegnet. Vielleicht sollte ich mal überprüfen, ob der Kapitän der ehemaliger Bäcker/Fahrer einer gewissen türkische Bäckerei in Mainz ist …
Die kunterbunten, lustig gekleideten Menschen machen allerdings den Schiffsnamenmangel locker wett. Selbst nach viereinhalb Monaten muss ich sagen, dass ich in U- und S-Bahn immer noch am liebsten Leute gucke anstatt zu lesen. Die Krönung traf ich aber vorgestern Abend am Ausgang S-Bahnhof Ostkreuz: Ein junger Mann spielte melancholisch Cello mit Ghettoblaster-Verstärker. Das an sich ist ja nun nicht weiter erwähnenswert, wenn er nicht … in Camouflagebermudas und Springerstiefeln da gesessen hätte, und eine Latex-Katzenmaske auf dem Kopf gehabt hätte. So eine, die an Pro-Wresling erinnert. Mit Augenschlitzen und Gummischnurrhaaren und so. Tja.
生きてるといろんなもん見るねえ。

Dienstag, 1. Juni 2010

Neulich, im Flugzeug ...

... endlich ein SPIEGEL-Auftritt-verdächtiger Pilot:
„Guten Abend meine Damen und Herren, ich begrüße Sie herzlich zu unserem Abendausflug von Stuttgart nach Berlin-Tegel an Bord der Boeing 737. Falls Sie für morgen Vormittag in Berlin noch kein Programm haben, empfehle ich Ihnen das freie Casting zur Bundespräsidentenwahl ab 10 Uhr im Schloss Bellevue. Teilnahmevoraussetzung sind ein Alter von mindestens 25 Jahren* sowie ein gültiger Lichtbildausweis. Wir sind momentan optimistisch, dass wir pünktlich starten können und freuen uns auf einen zeitigen Feierabend in Berlin. Machen Sie es sich gemütlich, es ist genügend Platz für alle da. Und gerne können Sie sich ans Fenster setzen, das ist gut, denn dann denken die anderen, unser Flug sei voll ausgebucht.
Wir wünschen Ihnen einen schönen Dienstagabend und wir freuen uns, dass Sie sich für das Original entschieden haben – Sie wissen ja, auf dieser Strecke sind derzeit viele Fälschungen unterwegs.“
Nachdem alle Passagiere ausgestiegen und in den Zubringerbus verschafft waren, machte er noch aus seinem Cockpit winke-winke.

*Bem.: Stimmt nicht. Mindestalter = 40 Jahre

Donnerstag, 20. Mai 2010

Irgendwann … oder: How soon is now?

Kürzlich war ich in der Fußball-Ausstellung im Stuttgarter Kunstgebäude mit dem sensationellen Titel "Gefühle, wo man schwer beschreiben kann" (Zitat Klinsi). Es geht um Fußball in BaWü, und wie dieser den Weltfußball beeinflusst hat. Klinsmann spielt natürlich als bekanntester Schwabenexport eine große Rolle - überall Videos auf Großbild, die das Herz eines jeden Fusifans hochschlagen lassen, sowie spannende bis lustige Exponate. Spannend: der original DFB-Pokal (von 1930er bis 1964 genutzt) mit dem nachträglich montierten DFB-Wappen an der Stelle, wo schön fett das Hakenkreuz eingraviert war (bzw. drunter: noch ist), sowie den eingravierten "deutschen" Pokalsiegern wie Rapid Wien 1938. Lustig: die original Werbetonne, gegen die der wütende Klinsi 1997 nach seiner Auswechselung getreten hat - inklusive Loch. Ich musste natürlich unbedingt ein Beweisfoto machen, in dem ich die Tonne trete … also, so tue als ob.
Der Grund für meinen Besuch in Stuttgart war aber ein Interview mit der Schiedsrichterlegende Rudolf Kreitlein. Er hat 1966 eines der unvergessensten WM-Spiele gepfiffen: das ViertelfinaleEngland vs. Argentinien. Ein argentinischer Spieler, Rattin, flog damals in der 37. Minute nach mehreren Verwarnungen vom Platz. Allerdings waren für diesen Flug mehrere Polizisten sowie eine siebenminütige Spielunterbrechung nötig. Der Grund: Verständigungsprobleme. Dieses Spiel wurde zum Auslöser für die Erfindung der Arschkarte - die Gelbe und Rote Karte waren geboren! Genau genommen war es eine Gemeinschaftsarbeit des englischen Schiedrichterbetreuers Ken Aston, der nach jenem Spiel stundenlang im Stau stand und genervt die gelb-roten Ampeln beobachtete, sowie Kreitlein, der am nächsten Tag "Das ist es!" rief, als er sich Astons Gejammer anhörte.
Rudolf Kreitlein ist heute 90 Jahre alt und fit wie ein Turnschuh. Okay, er geht nicht so gut, und mich hat er nicht wirklich verstanden, selbst wenn ich direkt in sein Hörgerät gebrüllt habe. Aber sein Händedruck hätte mir beinahe meine Mittelhandknochen zertrümmert, schließlich war er Schneidermeister und hat sich sogar 1966 sein all-in-black Schiedrichterdress selbst genäht. Und er hat etwas sehr Beeindruckendes gesagt: "Irgendwann werde ich ganz runter in die Türkei ziehen."
Geil. Ich möchte mit 90 auch noch in der Lage sein, ohne wieteres das Wort "irgendwann" in den Mund zu nehmen.

Freitag, 7. Mai 2010

Vom Müssen und Menschen

Zufällig bin ich heute auf einen Kalenderspruch zum Tag der Arbeit gestoßen. (Das Original ist von Achtzehnhundertblumenkohl.)

"Das Achtstundenprinzip:
8 STUNDEN ARBEIT
8 STUNDEN MUSSE
8 STUNDEN SCHLAF"

Dabei ist mir zum ersten Mal bewusst geworden, wie nahe doch die Worte "Muße" und "Muss/müssen" sind. Und prompt grüble ich, was wahre Muße ist - und dass ich mit Sicherheit nicht 8 Stunden pro Tag mit Muße verbringe, also das, was man heutzutage "Freizeit" nennt. Die offizielle, volkskundlich korrekte Definition von Freizeit lautet:
"Die Zeit, die einem Menschen frei zur Verfügung steht, vor allem im Vergleich zur Arbeitszeit".
Wichtig ist auch, dass Dinge die jeder ("normale") Mensch erledigen muss wie Kochen, Einkaufen, Putzen, Pendeln NICHT dazu zählen. So gesehen sind wohl die meisten Menschen froh, wenn sie auf nennenswert mehr als zwei, drei Stunden pro Tag kommen.

Auf einer Website der Uni Leipzig ist zu lesen, dass die 90er Jahre die "mußeorientierte Freizeitphase" waren, im Gegensatz zum Beispiel zur "erlebnis- dann konsumorientierten Freizeitphase" der 80er Jahre. Wie sieht es dann mit den Nullerjahren aus, und heute? Freizeit 2.0? Ich würde sagen: mussorientiert, zumindest was die intellektuelle Bohéme betrifft. Permanent "müssen" wir arbeiten (wer weniger als 50 oder gar 40 Stunden in der Woche arbeitet, scheint nichts wert zu sein), müssen was erleben, müssen an irgendwelchen Projekten feilen oder aber total dringend entspannen - man denke nur an das beknackte Wort "Powernapping".

Ein weiterer interessanter Fakt ist ja, dass Männer nachweislich besser sind im Nixtun. Sie sind schmerzfrei, wenn es darum geht, nach einem anstrengenden Arbeitstag alles von sich zu werfen und erst mal bei Bier und Musik Löcher in die Luft zu gucken. Frauen haben den Hang zum Hummeln-im-Hintern. Schnell die Wäsche rein (die man dann ja blöderweise irgendwann aufhängen muss), was Nettes zu essen, ach, du musst ja noch die Geburtstagskarte schreiben, usw. Der Muss zur Muße wäre hier bisweilen durchaus angebracht. Vielleicht ist es ja doch kein Zufall, dass "Muss" und "Muße" so nah beieinander stehen?

Doch, wie sollte es anders sein, die Trendwende naht. Die Generation Intellektuelle Bohéme hat, zumindest in Berlin, wieder Zeit - und anscheinend auch Geld - mit dem i-phone den halben Tag im Café herum zu sitzen und DIE ZEIT komplett (!) zu lesen. Und es ist ganz en vogue, nur vier Tage die Woche zu arbeiten, um mehr Zeit für Freunde und Familie zu haben. Ein sehr gesunder Trend, denke ich. Mit dem Deutschland übrigens mal wieder ganz schön spät dran ist im europäischen Vergleich.

Mittwoch, 5. Mai 2010

Icelandsongs

Kürzlich in FB gepostet, aber damit diese kollektiv-kreativen Ergüsse nicht verloren gehen - und da das Thema ja anscheinend wieder aktuell ist: Hits, die momentan auf isländischen Radiostationen nicht so oft gespielt werden.

1. The Platters: Smoke gets in your eyes
2. Bloodhound Gang: Fire Water Burn
3. A Fine Frenzy: Ashes and Wine
4. Johnny Cash: Ring of Fire
5. Faith No More: Ashes to Ashes
6. The Smiths: There is a light that never goes out
7. The Police: Invisible Sun
(ab hier Beitrag von no banana)
8. Deep Purple - Smoke on the Water
9. The Byrds - 8 Miles High
10. Lenny Kravitz - Fly Away
11. Anti Pop Consortium - Volcano
12. Free - Fire and Water...
(ab hier wieder Rosa)
17. Kings of Leon: Sex on Fire
18. Jefferson Airplane: Leaving on a Jetplane *schenkelklopf*
19. Alicia Keys: Heartburn
20. Jerry Lee Lewis: Great Balls of Fire
(ab hier Rita)
21. Kome Kome Club - Romanhiko
22. Bob Dylan - You ain't going nowhere
23. Jack Johnson - Sitting, Waiting, Wishing
(ab hier wieder no banana)
24. Sonic Youth - Incinerate
25. Martha & The Vandellas - Heatwave
26. N.E.R.D. - Fly or Die
27. Kansas - Carry on my Wayward Son (wegen der Zeile: "...I was soaring ever higher/but I flew too high...")
(ab hier wieder Rosa) - der Titel hätte mir wirklich früher kommen müsssen..
28. Reinhard Mey: Über den Wolken
29. L'Arc-en-Ciel: Shi no hai (= Asche des Todes)
30. Mr. Children: Worlds End (wegen der Liedzeile: "ゆっくり旋回してきた大型の旅客機が(...)太陽に覆いかぶさったその分厚い雲をなんなく突きやぶって消える。= ...ein großer Passagierjet, der die dicken Wolken vor der Sonne durchbricht und verschwindet")

Montag, 26. April 2010

Ein paar warme Worte

Heute ist mir mal wieder eines meiner Lieblingswörter begegnet. Da die deutsche Sprache reich an merkwürdigen Auswüchsen ist - insbesondere im Bereich der zusammengesetzten Wörtern - ist es Zeit für eine Liste:
- Ordnungsamt (bestimmt eine preußische Erfindung)
- dümpeln
- hanebüchen
- Adlersuchgerät
- talentfrei
- beratungsresistent

Härrlisch.
Liste wird erweitert.

Freitag, 9. April 2010

Neulich, im Supermarkt …

… im real in der Frankfurter Allee, da wo die schönsten Bewohner Berlins aufeinander prallen. Ich suche gerade ahnungslos und unschuldig nach meiner aktuellen Lieblingslimonade Aloha (grapefruit-orange - in pink!), als kultivierter Einzelhandelsfachverkäufer 1 um die Ecke biegt und dem Einzelhandelsfachverkäufer 2 zuruft: "Hey, Heinz, ich geh mal schnell poppen, ja?"
Gut. Es gibt zwei Möglichkeiten: 1. Ich habe mich verhört. Bleibt aber die Frage: Was hat er dann gesagt? Ich meine: Was reimt sich auf "poppen"?? 2. Poppen ist Berliner Dialekt für … keine Ahnung, pinkeln oder Kisten stapeln oder so. Dann gibt es noch die, zugegeben äußerst unwahrscheinliche, dritte Möglichkeit: Er hat genau das mit genau dieser Intention gesagt. Hmm … Ich mein … immerhin sind wir in … Berlin?

Montag, 5. April 2010

Die 100 Ansichten des Alex

Der gute alte Fernsehspargel ist ja als Berlin-Symbol ziemlich klischeebelastet. Aber er prägt wie kaum etwas anderes das Stadtbild - es ist einfach so. Man sieht den lieben Alex von überall (OK, zumindest im Osten), und er repräsentiert diese Stadt perfekt: irgendwo zwischen angerostetem Retro und Zukunftsgeilheit, die genau genommen schon wieder vorbei ist. Eigentlich ziemlich hässlich, aber gerade dadurch liebenswert - wie Berlin eben.
Und er sieht jeden Tag anders aus. Genau wie Hokusais "100 Ansichten des Fuji" könnte man locker einen Tageskalender mit Alex-Fotos füllen. Manchmal völlig eingenebelt, dass man nicht mal mehr die Spitze sieht wenn man drunter steht; oft mit dem weißgrauen Himmel verschmelzend; und nachts echt hightech und überdimensioniert groß. Am schönsten ist er, wenn man ihn bei Sonnenuntergang von Osten betrachtet: eine dunkle Silhouette vor quietschpinkem Himmel. Echt Klischee eben.
Seine weitaus praktischere Funktion als "bloß Symbol" wird oft vergessen: Der Blick von einer bestimmten Entfernung auf den Turm lässt eine weitaus präzisere Wettervorhersage zu als jede Radioansage.

Freitag, 19. März 2010

Volle Wanne

Rosa scheint schon immer ein Name zu sein, der in der Literatur zum Schindludertreiben einlädt. "Rosa" ist immer die schrullige Tante, die 90-jährige Oma oder, meist in der lateinamerikanischen Literatur, die Haushälterin. Ernsthaft: Ich kenne keinen nennenswerten oder bekannteren Roman oder auch Film, in dem Rosa die coole Hauptfigur ist. Kein Wunderland, keine Räubertochter (close, but no banana), kein Liebesleben. Wenn, dann als "Schweinchen Rosa" oder so, na danke auch.
Die Krönung habe ich heute aber auf der Leipziger Buchmesse angetroffen: "Rosa - eine Wanne sieht rot". Ein Bilderbuch, in dem es vornehmlich um die Badewanne Rosa geht, die von ihrem Hauptkunden (irgendwie ein grün-matschiges Murmeltier oder so) permanent so genervt ist, dass sie a) nicht gerade zimperlich im Sprachgebrauch ist ("Halt die Klappe!") und b) sich "mal wieder so richtig volllaufen lassen muss". Ach ja, und sie läuft in geschmacklosen Weiberhighheels zum Strand.
Liebes Universum, möchtest du mir irgendetwas damit sagen??

Sonntag, 7. März 2010

Von Spinnen und Spinnern

Nach fünf Wochen werden einem viele Dinge so langsam vertraut. Das Tramfahren zum Beispiel. Wenn ich morgens die M13 in Richtung Warschauer Straße nehme, sehe ich fast immer die beiden Angestellten vom Zoofachhandel durch das Fenster. Und ganz oft begegnen mir am S-Bahnhof zwei Skater-Mädels. Und an der Treppe zum Bahnsteig stehen immer zwei Vietnamesen (oder irgendwas anderes Südostasiatisches) und labern. Was machen die?! Bzw.: Was verkaufen die?! Wenn ich ein oder zwei S-Bahnen später fahre, erwische ich meistens irgendwelche zukünftigen Rockstars, die einem die Ohren volldudeln vom Alex bis zur Friedrichstraße. Und vorm S-Bahnhof Friedrichstraße, Ausgang Schiffbauerdamm, steht ein alter Herr und spielt herrlich schief Geige.
Während einer dieser morgendlichen Tramfahrten habe ich auch das total schöne Antiquariat in der Wühlischstraße entdeckt. Klar: Soeben umgezogen und über die Unmengen an Büchern geschimpft und was mach ich? Bücher kaufen. Besonders hübsch ist das alte ungarische Kinderbuch über Spinnen. Also, auf den ersten Blick durchaus gruselig ... Aber es ist ein Sachbuch für Kinder, in dem ein (fachkundiger) Mann seinem Neffen - diese beiden tauchen im Bild übrigens nie auf - alles über die gängigen Spinnen erzählt. Mit total schönen Zeichnungen! Sehr schlicht, größtenteils Aquarell, zugleich aber anatomisch völlig korrekt. Tausendmal besser als diese pseudo-3D-hässlichen Was Ist Was-Bücher heutzutage! Und trotzdem nicht diese völlig verblödete "Die kleine Spinne Netty macht heute mit ihrem Rucksack einen Ausflug"-Kacke. Ich verstehe nicht, warum es solche Bücher nicht mehr gibt. Auf diese Weise würden Kinder viel selbstverständlicher etwas über Insekten und andere vermeintlich "unbeliebte" Tiere lernen. Diese auf kindliche Nerds zugeschnittenen Idiotensachbücher bringen überhaupt nichts. Was mich daran erinnert, dass ich doch mal ein Insekten-Bilderbuch machen wollte ... Wann eigentlich?

Mittwoch, 3. März 2010

明かりをつけましょ、雪洞に~

と、今日はひな祭りだー、と朝起きて思い出し、ひなあられが食べたいなあ・・・と思いながら家を出たところに、なんと、あ、あられが・・・空から降ってきた。(実話)
「こ、これじゃねえだろ、これじゃあ!!」と、マジで叫びそうになったピンクちゃんでした。

P.S.(追伸)・今、風花が振ってます。きれい・・・おひな様にふさわしいお天気だな。

Dienstag, 23. Februar 2010

Die Mecklenburgische Seenplatte ...

... beginnt HIER. Zumindest, seitdem der Schnee schmilzt. Und es ist ähnlich anstrengend und ruinös für gute Schuhe, den metertiefen Tümpeln auszuweichen wie den Eispanzern. Einzig die Sturzgefahr schein gebannt. Jedoch tun sich bereits neue Probleme auf: Tretminen. Denn Berlin hat viele Hunde und -Haufen, besonders hier in Friedrichshain. Und das, dank der Witterung, in allen erdenklichen und nie erträumten Aggregatszuständen. Halleluja … Ich bete die ganze Zeit nur, dass dieses Ausmaß die SUMME der seit 2 Monaten konservierten Haufen sind und nicht der SCHNITT. Außerdem versuche ich es unter dem Aspekt "Vorboten des Frühlings" einfach positiv zu sehen. Wobei das nicht schön wird, falls sich die Schnitt-Theorie als richtig erweist.
Ansonsten lichtet sich so gaaanz langsam das Kartonmeer, nachdem ich mit einer Freundin einen fünfstündigen Aufbaumarathon veranstaltet habe: Expedit-Regal fertig, Kleiderschrank(korpus) fertig, Badregal fertig, und seit gestern auch das Alex-Schubladenelement. Auf selbiges habe ich dermaßen eingedroschen, dass meine rechte Handfläche völlig gründ und blau ist. Das besonders Idiotische daran: Ich habe dem Möbel unrecht getan. Denn was ich auf das "typisch Ikea, suuper Maßarbeit" geschoben hatte, hat sich als "oh, ich habe Boden und Deckel vertauscht?" herausgestellt. ほんっとバカ!ってかんじ。
Meine "Expedit als Raumtrenner und Manga-Regal von beiden Seiten"-Idee ist übrigens prima aufgegangen. Was ich jedoch nicht bedacht hatte: die Verführung der Ablenkung … Herrje, ich brauche einen Schrank mit Sicherheitsschloss, damit ich nicht permanent tachiyomi mache in meiner eigenen Wohnung, statt Sinnvolles zu tun!

Samstag, 20. Februar 2010

Schall und Raum

Nach drei Wochen habe ich mich immer noch nicht daran gewöhnt, plötzlich so viel Raum zur Verfügung zu haben. Im Vergleich zu meinen WG-Zeiten lege ich täglich bestimmt die vierfache Strecke indoor zurück. Und zum größten Teil in Form von sinnlosem Hin- und Herlaufen, weil ich wieder nicht weiß, wo ich was abgelegt habe. Oder aber, weil ich auf der Strecke zum Zielort vergessen habe, was ich dort eigentlich wollte. Und diese Decken ...Ich habe mich schon immer als relativ klein empfunden, aber seit ich so viel Platz nach oben habe (Deckenhöhe 3,30m), fühle ich mich wie ein Zwerg. Überhaupt muss ich noch in diese Wohnung hineinwachsen. Im Moment ist es so, als ob man permanent in zu großen Hosen und Shirts herumläuft: Ich trete auf den Hosensaum und falle hin, und kann die Dinge nicht richtig greifen und halte den Ärmel dauernd irgendwohin, wo er nicht hingehört. Dann hallt auch noch alles so sehr, weil größtenteils Möbel fehlen und ich ja Pflanzen- und Teppichhasser bin. Aber: Was nicht passt wird passend gemacht! "Wenn ich mal groß bin ...!"
Was ich allerdings vor lauter Freude über soooooo viel Platz vergessen hatte: Irgendwer muss diesen Platz ja auch sauberhalten. Unglaublich, wie ich dauernd hinter mir her putze! Ich kriege noch so'n Sauberkeitsfimmel, uah!

Samstag, 13. Februar 2010

Nachricht aus Nowosibirsk

Wird es in Mainz auch immer noch so früh dunkel? Und wo kommt immer wieder dieser Schnee her? Vermutlich liegt es daran, dass ich soweit im Nordosten bin, also quasi Sibirien. Zumindest wenn ich abends bei blizzardartigem Schneesturm über den Alexanderplatz schliddere, bin ich mir im Anbetracht der sozialistischen Meisterarchitektur nicht ganz sicher ob ich nicht vielleicht doch versehentlich in Nowosibirsk gelandet bin.
Aber angeblich wird alles sooo toll im Frühling. Jaaa nee is klar. Genau wie Berlin ja, so heißt es, Single-Stadt Nummer eins ist. Ick weeß ja nich, wo die andern hinkieken, aber ick seh nur Pärchen, wa. Und das liegt bestimmt nicht (allein) an meinem Stadtteil …
Nun gut, ich gebe zu: Habe andere Probleme. Zum Beispiel, Dolmetschen zum Thema Kunstherzen und deutsches Gesundheitssystem. Grundsätzlich fatal, wenn man schon im Deutschen nur ca. ein Viertel versteht von dem, was man da ins nicht-kindergartenartige Japanisch übersetzen soll. Jedenfalls weiß (na ja, "ahne"?) ich jetzt Dinge, die ich niemals wissen wollte. Hoffentlich werde ich nienienie ernsthaft krank!!
Ach ja, und da wäre ja noch meine Wohnung, die ungefähr so aussieht wie vor zwei Wochen, als ich eingezogen bin. Trotz mehrfacher Nachfragen sind die Heinzelmännchen immer noch nicht vorbeigekommen. Aber großer Fortschritt heute: Neue DVB-T Zimmerantenne gekauft. Damit ich nicht mehr nur arte (ist ja toll), NDR (auch nett) und MDR Sachsen (GEZ sofort einbehalten!) kriege.
Ein Nachtrag zum Thema Berliner: Der Berliner an sich ist tatsächlich nicht unfreundlich. Aber er ist auch rücksichtslos. Genau wie die Stadt selbst sind auch ihre Bewohner hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt, was ihnen keinen Raum mehr für Rück- und Nachsicht anderen gegenüber lässt. Okay, das ist im allgemeinen ein deutsches Problem, aber in dieser Stadt scheint es kumuliert aufzutreten. Jedenfalls finde ich Klavierproben in voller Lautstärke von 0 bis 3 Uhr morgens schon nicht mehr rücksichtslos sondern asozial mit Tendenz zum Psychopathischen.
Ja ja, ich werde noch viel Freude haben hier.

Dienstag, 9. Februar 2010

Ick bin ein Berliner!

Seit einer halben Stunde bin ich also offiziell Berlinerin. Auch wenn ich inzwischen gelernt habe, dass höchstens Leute, die hier geboren, nein gezeugt, noch besser aber eigentlich vor mindestens 100 Jahren "geplant" wurden, sich so nennen dürfen.
Mir doch wurscht. Das Bezirksamt hat ja dann doch ein wenig an ein MfS-Bunker erinnert. Was an der freundlichen, aber doch sehr ...."wachsamen" Dame gelegen haben mag, denn der Bau war eindeutig eine 90erjahre-Sünde.
Meine Wohnung steht noch unter dem Regiment der Kartonage, was das Ganze dann doch ein wenig ungemütlich macht. Aber Gemach, ich muss mir diese Ungeduld abgewöhnen. Auch langfristig, denn: Berlin - ist - langsaaaaam!! Okay, mag z.T. noch an diesen tödlichen Eispanzerbürgersteigen liegen, aber trotzdem. Die berühmte Großstadt-Hektik wurde definitiv nicht hier erfunden. Tippe mal beim Vergleich "Tokyo, OL, eilig" und "Berlin-Mitte, Medienfritze, (theoretisch) eilig" auf einen Speedunterschied von ca. 200%.
Aber ansonsten werde ich mich in meiner Wohnung sicherlich wohlfühlen. Viiiel Raum, und gaanz viiiel Licht! Und die schöne Küche ... Also, wenn ich dann mal einen Kühlschrank - pardon - einen FUNKTIONIERENDEN Kühlschrank habe ...nice.
Und noch was: Die Berliner sind doch freundlich! Jedenfalls die Leute, mit denen ich bislang zu tun hatte, waren wirklich allesamt geradezu charmant.
Wir sprechen uns dann in einem halben Jahr nochmal. WA?!

Freitag, 29. Januar 2010

Adieu Mainz ...

... oder für eine Nacht heimatlos.

Schon komisch: Der Sprinter ist vollgeladen, das Zimmer ist leer, der Schlüssel abgegeben, und es sind noch gut 6 Stunden bis zur Abfahrt nach Berlin. Außer meinem Rechner, Handy, Pass, Geld und einer Decke habe ich nichts bei mir. Was wäre, wenn ich jetzt einfach meine Tasche nehmen und mich nach, keine Ahnung, Bratislava absetzen würde? In Zeiten der Mobiltelefone fühlt man sich ja nicht ganz so abgeschnitten, aber früher, wenn Menschen von knall auf Fall umgezogen sind, oder noch viel weiter weggezogen sind, waren sie ja wirklich unerreichbar, nicht nur für ein paar Stunden. Sie müssen sich doch völlig in der Schwebe gefühlt haben. In dieser Zeit kann viel mit dem Umziehenden passieren. Woher wussten die Menschen, die einen zum Beispiel auf der anderen Seite des Antlantiks empfangen haben, dass der Ankömmling auch wirklich derjenige ist, der er vorgibt zu sein? Es könnte schließlich sein, dass der "Echte" einem Mord zum Opfer gefallen ist, oder ihm die Titanic-Tickets geklaut - oder aber verspielt wurden.
Doch vielleicht tut das auch nichts zur Sache, denn wenn wir umziehen, und in einer anderen Stadt oder in einem fernen Land ein neues Leben beginnen, verwandeln wir uns ohnehin - wir "ziehen uns um". (Manchmal ist die deutsche Sprache doch sehr treffsicher.)

Und der Grund, warum sich die meisten Menschen dann doch nicht nach Bratislava & Co. absetzen, ist wohl die Tatsache, dass sie viel zu tot sind nach dem ewigen Gepacke und Geschleppe...

Mittwoch, 20. Januar 2010

Spooky, 7: Mäh!

Letztens, im "Kaufhof"...
...bin ich die Rolltreppe aufwärts gefahren. In der Mitte kreuzt sie sich mit der Rolltreppe abwärts. Und in dem Moment des Kreuzens dreht sich ein älterer Herr, der mit seiner Tochter (?) auf der Abwärtstreppe stand, zu mir und macht: Määh! Da ich in ein Gespräch mit meiner Mitbewohnerin vertieft war, konnte ich nicht wirklich reagieren und fragte nur: " ...Mäh??...". Er und seine mutmaßliche Tochter lachten sich schlapp und blickten kurz zurück, wir haben uns natürlich ebenfalls totgelacht.
Warum treffe ich immer auf spooky Menschen ...?