Sonntag, 7. März 2010

Von Spinnen und Spinnern

Nach fünf Wochen werden einem viele Dinge so langsam vertraut. Das Tramfahren zum Beispiel. Wenn ich morgens die M13 in Richtung Warschauer Straße nehme, sehe ich fast immer die beiden Angestellten vom Zoofachhandel durch das Fenster. Und ganz oft begegnen mir am S-Bahnhof zwei Skater-Mädels. Und an der Treppe zum Bahnsteig stehen immer zwei Vietnamesen (oder irgendwas anderes Südostasiatisches) und labern. Was machen die?! Bzw.: Was verkaufen die?! Wenn ich ein oder zwei S-Bahnen später fahre, erwische ich meistens irgendwelche zukünftigen Rockstars, die einem die Ohren volldudeln vom Alex bis zur Friedrichstraße. Und vorm S-Bahnhof Friedrichstraße, Ausgang Schiffbauerdamm, steht ein alter Herr und spielt herrlich schief Geige.
Während einer dieser morgendlichen Tramfahrten habe ich auch das total schöne Antiquariat in der Wühlischstraße entdeckt. Klar: Soeben umgezogen und über die Unmengen an Büchern geschimpft und was mach ich? Bücher kaufen. Besonders hübsch ist das alte ungarische Kinderbuch über Spinnen. Also, auf den ersten Blick durchaus gruselig ... Aber es ist ein Sachbuch für Kinder, in dem ein (fachkundiger) Mann seinem Neffen - diese beiden tauchen im Bild übrigens nie auf - alles über die gängigen Spinnen erzählt. Mit total schönen Zeichnungen! Sehr schlicht, größtenteils Aquarell, zugleich aber anatomisch völlig korrekt. Tausendmal besser als diese pseudo-3D-hässlichen Was Ist Was-Bücher heutzutage! Und trotzdem nicht diese völlig verblödete "Die kleine Spinne Netty macht heute mit ihrem Rucksack einen Ausflug"-Kacke. Ich verstehe nicht, warum es solche Bücher nicht mehr gibt. Auf diese Weise würden Kinder viel selbstverständlicher etwas über Insekten und andere vermeintlich "unbeliebte" Tiere lernen. Diese auf kindliche Nerds zugeschnittenen Idiotensachbücher bringen überhaupt nichts. Was mich daran erinnert, dass ich doch mal ein Insekten-Bilderbuch machen wollte ... Wann eigentlich?

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