Mittwoch, 21. September 2011

Tokyo als Fahrradstadt

Kopenhagener Radfahrer haben gewählt: die 20 radfahrerfreundlichsten Metropolen der Welt. (siehe: http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,787221,00.html)

Auf den Brüller, dass Berlin auf Platz 5 steht - meines Erachtens die einzige Stadt Deutschlands, in der eine Helmpflicht für alle herrschen sollte, da sowohl Rad- als auch Autofahrer offenkundig nicht der allgemeinen Verkehrsregeln mächtig sind - darauf will ich ausnahmsweise gar nicht eingehen.

Der viel größere Witz ist nämlich: Tokyo steht auf Platz 4. Die Auswahlkriterien werden nicht en detail erwähnt, aber es stellt sich durchaus die Frage, ob diese Flachland-Muschelschubser ernsthaft schon mal in Tokyo Rad gefahren sind. Denn zumindest im SPON-Artikel wird nirgends erwähnt ...

a) dass in Tokyo alle auf dem Bürgersteig fahren. Was zwar neuerdings laut eines (Gummi-)Paragraphen verboten ist, aber alle machen's trotzdem. Mit dem Effekt, dass man über weite Strecken vor der Frage steht: "taumeln oder schieben?"
b) dass an Tokyoter S- und U-Bahnhöfen eigentlich Fahrradmassenparken nicht erlaubt ist. Aber alles machen's trotzdem (s. a)). Die Haufen von Fahrrädern werden, netterweise meist mit Ankündigung, regelmäßig eingesammelt und abgeschleppt. Mit der Folge, dass man dann 1. sein Rad am Arsch der Welt (ja den gibt's auch in Tokyo) einsammeln darf und 2. man künftig für 1,50 Euro pro Tag sein Rad in bewachten, leider meist in 5 Minuten Fußweite vom Bahnhof gelegenen Parkplatz abstellen wird.
c) dass es selbstverständlich undenkbar ist, mit einem Fahrrad Zug zu fahren. Niemals.
d) dass "Radfahren in Tokyo" jedes Workout ersetzt, da es topografisch gesehen ungefähr "Radfahren in San Francisco" gleich kommen dürfte und
e) die Stadt zu 75% aus Gassen besteht, in die breitemäßig niemals zeitgleich ein PKW und ein Fahrrad passen. Die im übrigen in der Regel keine Einbahnstraßen sind.

Aber es gibt natürlich auch positive Seiten. Den exzellenten Service der Fachgeschäfte zum Beispiel. Kein Mensch in Japan besitzt 'ne Fahrradpumpe, geschweige denn irgendein Reperaturwerkzeug.

So gilt auch fürs Radfahren das allgemeine Tokyoter Gesetz: völlig gestört, absolut nicht auszuhalten, aber man macht's trotzdem.

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