Freitag, 2. Juli 2010

WM 2010 - Zwischenbilanz III

C. Kommentatoren, Moderatoren, Dilettanten

Kaum zu glauben, aber es gibt etwas, das die Leistung der Schiedsrichter sogar noch unterbietet: die Kommentatoren & Moderatoren.
Gut. Frau Müller-Hohensteins „innerer Reichsparteitag“, den Miro Klose ihrer Meinung nach abgehalten hat nach seinem ersten Tor, ist zu genüge diskutiert worden. (Es gibt einfach Dinge und Ausdrücke, die man nur vor seinen restlichen sechs Persönlichkeiten ausspricht.) Aber auch sonst mussten sich die Zuschauer selten so viel verbalen Dünnschiss reinziehen. Schade, dass bislang kein Kameramann oder sonst wer auf die Idee gekommen ist, private Vuvuzelas mitzubringen um damit wahlweise im Studio Party zu machen um die Scheiße zu übertönen oder den Flachpfeifen selbige in den Allerwertesten zu schieben.
Das gilt übrigens für alle drei WM-Sender. Wer noch das möchtegern spontane Gekabbel von Netzdelling lustig findet, dessen Humor will ich nicht kennenlernen. Und etwas Drögeres und Dämlicheres als die Kombi KMH und Kahn hat das ZDF selten zu bieten. Nur sehr, sehr schwer einzugestehen, aber lediglich RTL bietet ein wenig Unterhaltung mit der Spaßkombi Jauch & Kloppo, wenn auch die intellektuelle Note des Fußballs nicht so ganz durchkommt. Und auch wenn Klaus Veltmann und Klinsi nicht so wirklich die talentiertesten Kommentatoren sind, sei es nun wegen Formulierungsproblemen (Veltmann) oder wegen der natürlichen Voraussetzungen (Klinsis Piepsestimme): RTL hat's wenigstens mal kapiert, wie viel eine live-Übertragung gewinnt, wenn es zwei Mannen kommentieren. Wie es in nahezu allen anderen Fußballnationen übrigens seit Jahrzehnten gang und gebe ist.
Am schlimmsten sind diese unsäglichen Länderklischees. Das hat einfach nichts mit Journalismus zu tun und sollte dorthin, wo’s hingehört, also an den Stammtisch (oder in Facebook, dem Stammtisch 2.0). Nein, das was Argentinien da veranstaltet ist kein „Tango von Johannesburg“, dafür ist ihre klare Führung weder dramatisch noch traurig genug. Und jeder, der noch mal was von der „asiatischen Zurückhaltung und Höflichkeit, die sich in ihrem Fußball widerspiegelt“ faselt, kriegt von mir die Fresse poliert und anschließend einen unerträglichen Vortrag über die sogenannte „asiatische“ Mentalität. All dieses „Fado gegen Flamenco!“, „So ärgert sich ein Samurai!“ „Dieser Sieg ist so essentiell wichtig für Afrika!“ –Gequatsche zeugt von hochgradigem Dilettantismus, den wir leider auch noch mit unseren Gebühren finanzieren dürfen.
P.S. :Angesichts des Argentinienspiels morgen: Wenn noch EINE journalistische Instanz, ob nun n-tv, dpa oder WTF, die Argentinier als „Gauchos“ bezeichnet, reiche ich eine Klage wegen Volksverhetzung ein. Oder schlage vor, künftig konsequent die Niederländer als Tulpenk(n)icker, die Brasilianer als Sambahaxn und die Deutschen als Wurschdflanker zu bezeichnen.

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