Donnerstag, 22. Juli 2010

Highlight des Tages

Gestern war ich auf dem Heimweg vom Postbesuch in einem der gefühlt 300 Spätis in meiner unmittelbaren Umgebung. Der indische Besitzer – in Friedrichshain scheint es einfach keine Türken zu geben – begrüßte mich mit „guten Taaaag, schöne Fraauuu!“. Er wiederholte das „schöne Frau“ während meines anderthalbminütigen Eiskaufs noch dreimal, fügte in die Hymne noch meine bunte Blumenbrosche ein und setzte zum Abschied mit „WIRKLICH schöne Frau“ noch mal einen oben drauf.
Das war das Highlight meines Tages. (Es war mal wieder Heimarbeit angesagt.)
Was sagt das uns? „Ich werde alt bzw. langsam echt eine oba-san“? Oder „mein Alltag ist armselig“? Oder beides? (Uaaaaaahh!)
Wie gut, dass mich gleich am nächsten Tag folgende Meldung gerettet hat:
„Einer Studie zufolge sind Frauen, die das 31. Lebensjahr erreicht haben, auf dem Höhepunkt ihrer Schönheit angelangt.“
Der Mann hatte also Recht.
Und: Ich will nix hören von „dann geht’s ab jetzt ja abwärts“.

Mittwoch, 14. Juli 2010

WM 2010 - Zwischenbilanz V, over and out

E. Sonstiges → Männer & Schlussbilanz

In jeder Zeitung, Sendung, sonst was ist sie alle WM-Jahre wieder am Start: die Liste der Top-Spieler aus der Sicht der Frauen. Grauenhaft. Als würden Frauen nur aus diesem einen Grund Fußball gucken. Was’n Blödsinn. Liebe Leute! So was wie die Spiele URU-FRA (0-0) oder JPN-PAR (120 min 0-0 auf Drittliganiveau) erträgt niemand freiwillig. Selbst dann nicht, wenn elf Roque Santa Cruzes gegen Johnny Depp, George Clooney und Robert Pattinson spielen würden!
Klar guckt man sich den einen oder anderen Spieler genauer an. Es sind ja nun mal keine Kühlschränke, die da auf dem Platz stehen. Aber es ist definitiv nebensächlich.
Nun gut, was soll’s. Hier also die Kategorie „Perfekte Manndeckung“, „Lizenz zum Trikottausch“, „Immer ein Volltreffer“ oder wie die ganzen miesen Frauenzeitschriftsüberschriften heißen. Und nebenbei kann ich so auch die Schlussbilanz ziehen, schließlich ist die WM vorbei.. Allerdings ließ sich auch hier ein ganz klarer Qualitätsverlust beobachten. Gerade die Italiener enttäuschten auch in diesem Punkt extremst (Paolo, dove sei?!).

1. Philipp Lahm (GER)
Mal ehrlich: Wem geht eigentlich NICHT das Herz auf, wenn der strahlt? Und seine Wimpern! Sie werfen SCHATTEN! Hallo?! Gehört aber definitiv in die Abteilung „Haustier/ Kuscheldecke“.
2. Diego Forlán (URU)
Ein Mann, ein Name. Ein Gesicht und ein Körper wie aus Lysipps Hand. Wenn sein Stern weiter so steigt, ist er irgendwann jedoch nicht bei Madam Tussaud’s, sondern in der Antikenabteilung des Pergamonmuseums zu sehen. Dass seine Augen mit der uruguayschen Trikotfarbe harmonieren, ist ebenso von Vorteil wie sein niedliches Englisch. Zudem wurde er völlig zu Recht zum „Spieler des Turniers“ gewählt (sein 2-1 im Spiel gegen Deutschland – unvergesslich) – Erfolg macht einfach sexy!
3. Mesut Özil (GER)
Gib mir ein Ö! Auf den ersten Blick keine Schönheit – ihm werden Augen wie Schildkröten etc. nachgesagt. Aber dann, diese eleganten, federleichten Bewegungen, diese Pässe, und das Strahlen nach einem erfolgreichen Tor/Assist ... das hat schon was. Allerdings spricht er wie ein Türsteher aus Gelsenkirchen. Was auch schon wieder nett ist.
4. Serdar Tasci (GER)
Jaaaa, okaaaay, ich habe eine Schwäche für türkische Männer, bzw. eine bestimmte Sorte davon. Schade nur, dass er erst im Spiel um Platz 3 für eineinhalb Minuten zum Einsatz kam. Derweil muss man eben mit seiner BOSS-Werbung bei Douglas vorlieb nehmen ... woo-hooo!
5. Jesús Navas (ESP)
Wie konnten wir (= Muttern, Kollegin und ich) DEN die ganze Zeit übersehen?! Erst bei seiner Einwechselung im Finale entdeckt. Also, diese Augen ... hat nicht nur die weiblichen Zuschauer, sondern auch die holländische Linksverteidigung in Ohnmacht gestrahlt, schließlich lief’s nach seiner Einwechslung deutlich besser für die Spanier. Sein Alter von 25 Jahren macht Hoffnung auf ein Wiedersehen 2012 und 2014.
6. Enrique Vera (PAR)
Typ Fernfahrer/ Fußballer der alten Schule, die Sorte also, die heutzutage seltener über den Platz schleicht. Exoten haben einfach ihren ganz eigenen Reiz.
7. Iker Casillas (ESP)
Klar, er sieht schon ganz gut aus. Doch allein dafür, dass er dieser WM den Telenovela-Moment bescherte, muss man ihn lieben. Als Iniesta in der 116. Minute das Siegtor machte, blieb er fast regungslos in seinem Kasten stehen, schlug die Handschuhhände vors Gesicht – und fing an zu schluchzen. Vier Minuten später, als alle Spanier (hatten die auch einen Kader von 23?? Ich hatte das Gefühl, da waren mindestens 100 von denen auf dem Platz?) übereinander herfielen, musste San Iker, inzwischen hemmungslos heulend, getröstet werden. Und dann … ja, dann kam der Kuss aller Küsse: Seine Freundin, TV-Reporterin und ebenfalls völlig aus dem Häuschen, versuchte ihn möglichst nüchtern zu interviewen. Als er dann seiner Freunde und Familie gedachte, fing er schon wieder an zu flennen. Kurzerhand, als eine Art Übersprungshandlung, riss er seine Sara an sich und gab ihr, vor laufender Kamera, einfach einen dicken Knutscher auf den Mund. Ein großer „Oooooooooh“-Seufzer dürfte über die iberische Halbinsel geschwappt sein.
Sonderpreis: Paul (ENG bzw. GER (eingebürgert))
Er ist der beste Orakelkrakel der Welt und einfach total süß. Und vermutlich schlauer als die meisten der hier erwähnten Kicker. Paul for President!

P.S.: Irgendwie finde ich es jetzt peinlich, dass der Eintrag zu diesem Thema am längsten geworden ist. Grrr!
P.P.S.: Also noch ein Wort zum Finale: Es war das zweitschlechteste Finale (nach 2006). Unglaublich, was diese Kung-Fu Holländer und der blind-taube Schiedsrichter einem da zugemutet haben. Iniestas Tor war wirklich eine Erlösung – und der Beweis dafür, dass es doch einen (gerechten) Gott des Fußballs gibt.

Dienstag, 13. Juli 2010

WM 2010 - Zwischenbilanz IV

D. Ultrazeitlupen

Wer hat diese überflüssigen Ultrazeitlupen irgendwelcher Großaufnahmen erfunden?? Es kann doch eigentlich nur die FIFA sein, oder? Als (normalerweise) gutaussehender Kicker würde ich diese Aufnahmen verbieten. Ein Iker Casillas, nun wirklich ein schnuckliger Typ, sieht nun mal total beknackt aus, wenn man ihn mit 50 oder mehr Bilder pro Sekunde beim erleichterten Ausschnauben zeigt. Aber das hat ja wenigstens einen minimalen Unterhaltungswert, wohingegen ich auf die Erkenntnis, dass bestimmte Fußballschuhe anscheinend sieben Paar Schnürsenkellöcher haben, durchaus verzichten kann. Vor allem dann, wenn dadurch die Fußballrechte auch nur 2 Euro billiger werden.

Freitag, 2. Juli 2010

WM 2010 - Zwischenbilanz III

C. Kommentatoren, Moderatoren, Dilettanten

Kaum zu glauben, aber es gibt etwas, das die Leistung der Schiedsrichter sogar noch unterbietet: die Kommentatoren & Moderatoren.
Gut. Frau Müller-Hohensteins „innerer Reichsparteitag“, den Miro Klose ihrer Meinung nach abgehalten hat nach seinem ersten Tor, ist zu genüge diskutiert worden. (Es gibt einfach Dinge und Ausdrücke, die man nur vor seinen restlichen sechs Persönlichkeiten ausspricht.) Aber auch sonst mussten sich die Zuschauer selten so viel verbalen Dünnschiss reinziehen. Schade, dass bislang kein Kameramann oder sonst wer auf die Idee gekommen ist, private Vuvuzelas mitzubringen um damit wahlweise im Studio Party zu machen um die Scheiße zu übertönen oder den Flachpfeifen selbige in den Allerwertesten zu schieben.
Das gilt übrigens für alle drei WM-Sender. Wer noch das möchtegern spontane Gekabbel von Netzdelling lustig findet, dessen Humor will ich nicht kennenlernen. Und etwas Drögeres und Dämlicheres als die Kombi KMH und Kahn hat das ZDF selten zu bieten. Nur sehr, sehr schwer einzugestehen, aber lediglich RTL bietet ein wenig Unterhaltung mit der Spaßkombi Jauch & Kloppo, wenn auch die intellektuelle Note des Fußballs nicht so ganz durchkommt. Und auch wenn Klaus Veltmann und Klinsi nicht so wirklich die talentiertesten Kommentatoren sind, sei es nun wegen Formulierungsproblemen (Veltmann) oder wegen der natürlichen Voraussetzungen (Klinsis Piepsestimme): RTL hat's wenigstens mal kapiert, wie viel eine live-Übertragung gewinnt, wenn es zwei Mannen kommentieren. Wie es in nahezu allen anderen Fußballnationen übrigens seit Jahrzehnten gang und gebe ist.
Am schlimmsten sind diese unsäglichen Länderklischees. Das hat einfach nichts mit Journalismus zu tun und sollte dorthin, wo’s hingehört, also an den Stammtisch (oder in Facebook, dem Stammtisch 2.0). Nein, das was Argentinien da veranstaltet ist kein „Tango von Johannesburg“, dafür ist ihre klare Führung weder dramatisch noch traurig genug. Und jeder, der noch mal was von der „asiatischen Zurückhaltung und Höflichkeit, die sich in ihrem Fußball widerspiegelt“ faselt, kriegt von mir die Fresse poliert und anschließend einen unerträglichen Vortrag über die sogenannte „asiatische“ Mentalität. All dieses „Fado gegen Flamenco!“, „So ärgert sich ein Samurai!“ „Dieser Sieg ist so essentiell wichtig für Afrika!“ –Gequatsche zeugt von hochgradigem Dilettantismus, den wir leider auch noch mit unseren Gebühren finanzieren dürfen.
P.S. :Angesichts des Argentinienspiels morgen: Wenn noch EINE journalistische Instanz, ob nun n-tv, dpa oder WTF, die Argentinier als „Gauchos“ bezeichnet, reiche ich eine Klage wegen Volksverhetzung ein. Oder schlage vor, künftig konsequent die Niederländer als Tulpenk(n)icker, die Brasilianer als Sambahaxn und die Deutschen als Wurschdflanker zu bezeichnen.

Donnerstag, 1. Juli 2010

WM 2010 - Zwischenbilanz II

B. Schiedsrichter

Tja, die Schiedsrichter … Waren die schon immer so schlecht? Oder waren es nur ein paar Ausreißer, die zufällig geballt auftraten? So oder so ist es äußerst ärgerlich – und unsinnig, wenn in dem einen Spiel im Minutentakt Karten verteilt werden, in einem anderen in der 85. Minute zum ersten Mal nach dem Karton gekramt wird. „Gleiche Voraussetzung für alle“ sieht definitiv anders aus. Um es mit den Worten von Neuseelands Kapitän Ryan Nelsen zu sagen: „Wenn das die besten Schiedsrichter sind, die die FIFA zu bieten hat, will ich die schlechten gar nicht sehen.“
Erst bei dem Spiel GER-ENG wurde klar, dass alles nur einem höheren Zweck diente: Die Nichtanerkennung des 2-2 Ausgleichtores von Lampard, das blöderweise niemand gesehen hat, machte endlich die „Rache von Wembley“ möglich, nach der die Deutschen seit 44 Jahren getrachtet hatten.
Um keinen Preis würde ich mit den Unparteiischen tauschen wollen. Jeder (einigermaßen Vernünftige) weiß, dass sie unter einem unvorstellbar hohen Druck stehen und ganz bestimmt ihr Bestes geben. Dennoch: Die Anzahl der irregulären Abseitstore, die meist spielentscheidend waren, tun wirklich weh und hinterlassen einen bitteren Nachgeschmack.
Und, wer weiß - vielleicht gibt es 2014 den Videobeweis oder den Chip im Ball? Oder wir gucken die Spiele alle eh nur noch per i-podpadbook und google-earth, sodass wir, die Fans alles unter Kontrolle haben? Zu wünschen wäre nichts davon. Denn Fußball ist die schönste und irrationalste Hauptsache der Welt!