Mittwoch, 9. Februar 2011

Gute Jahre, schlechte Jahre

Nach japanischem Volksglauben ist das 33. Lebensjahr einer Frau ein yakudoshi, also Unglücksjahr. Da ich im Dezember vergangenen Jahres 32 geworden bin und immer das Kalenderjahr zählt, in dem die Frau 33 wird, befinde ich mich also genau jetzt in diesem großen Unheil (taiyaku).
Es gibt verschiedene Theorien, woher dieser Glaube kommt. Eine davon ist, dass es an der Zahl 33 selbst liegt. Wenn man diese Zahl als "drei-drei" liest, kommt im Japanischen san-san heraus, was wiederum auch alle Mühen zunichte bedeuten kann. Andere gehen von der Numerologie des Ying-Yang aus, wonach eine doppelte Yingzahl wie die Dreiunddreißig Unglück bringt.
Doch auch hier gibt es, wie bei allen Arten von Aberglauben, eine optimistische - nun ja, genaugenommen: sich schön redende Leseweise. Yaku heißt zwar Unheil, hingegen yaku ni tatsu - natürlich mit einem anderen Sinoschriftzeichen - etwas bringen oder nutzen. In dieser Interpretation des yakudoshi steckt bestimmt auch der typische weil pragmatische Gedanke, dass jede Krise ihr Gutes hat.
So oder so: Anfang dreißig ist für Frauen, damals wie heute, sicherlich kein einfaches Alter. Es ist die Zeit, in der bei vielen die folgenschwersten Entscheidungen fallen. Karriere ja oder nein, und wenn ja - welche? Familie ja oder nein? Auswandern ja oder nein? Auch gesundheitlich gehen die ersten Probleme los, wie Rückenschmerzen, angeschlagenes Immunsystem, längere ... DEUTLICH längere Regenerationszeiten nach massivem Alkoholkonsum u.s.w. Und wenn ich um mich schaue, hat sich bei vielen meiner Freundinnen tatsächlich etwas Einschneidendes getan. Endlich Heiraten, plötzlich langjähriger Freund weg, endlich Kinderkriegen, plötzlich doch nochmal Studieren.
Für meinen Teil beschränken sich die Krisen und Katastrophen bislang auf die üblichen Gedanken (Frage nach dem Lebenssinn, allgemeine Ziellosigkeit) bzw. kleinen Wewehchen (Probleme mit dem Finanzamt, Kaffeekanne in der Küche explodiert) - fingers crossed!! denn wir haben ja erst Anfang Februar. Bei solchen Gedankengängen stelle ich mir nur immer wieder die Frage: Wenn man immer nur kleine Krisen und Chaos kennt, verdient - oder spürt? - man dann auch immer nur ein kleines Glück? Oder ist Glück sowieso relativ, und subjektiv allemal? Kann man sich überhaupt so etwas wie Glück verdienen? Keine Ahnung. Das bedeutet natürlich nicht, dass ich mir jetzt das ganz große Unheil herbeiwünsche. Was my own private yakudoshi betrifft, so werde ich der Dinge harren die da kommen wie sonst auch. Okay. Mit ein paar Talisman mehr als sonst.
... Hatte ich oben erwähnt, dass ich durch ein unglaublich blödes Missgeschick meinen schlangenförmigen Schutzring verloren habe ...?

P.S.: Für die Herren der Schöpfung ist übrigens das 42. Lebensjahr das yakudoshi, denn "vier-zwei" heißt im Japanischen shi-ni, also sterben. Midlifecrisis, sage ich da nur ...

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